Masterplan einfach erklärt
Vom Patrick-Henry-Village zur PHVision – gemeinsam zur Stadt von morgen
In welcher Stadt wollen wir zukünftig leben? Was ist unsere Vision von PHV als Stadtteil der Zukunft?
2016 startete der Entwicklungsprozess des Dynamischen Masterplans, der den Weg vom Patrick-Henry-Village bis zur PHVision maßgeblich begleitet hat. Beim Ermitteln von zukunftsorientierten Planungsszenarien wurden von Anfang an viele Sichtweisen einbezogen. Expertinnen und Experten aus Städtebau und Fachplanung, die Verwaltung, die Heidelberger Bürgerschaft und die Politik waren an der Diskussion über die Entwicklung beteiligt.
2017 entwarf das Architekturbüro KCAP Architect & Planners mit der IBA Heidelberg aus den Szenarien fünf internationaler Architektur- und Planungsbüros und den Ergebnissen der verschiedenen Bürgerforen die erste Vision für PHV. Diese Planung konkretisierte sich in mehrerer Workshops, Kolloquien und in Zusammenarbeit mit einer verwaltungsinternen Arbeitsgruppe („agiles Team“) weiter. Im Juni 2020 wurde der Dynamische Masterplan vom Heidelberger Gemeinderat als Grundlage für die städtebauliche Entwicklung von PHV, dem zukünftigen 16. Heidelberger Stadtteil, beschlossen.
Mehr Informationen im Dynamischen Masterplan, siehe Seite 8–20
Instrumente und Phasen – die Dynamik im Masterplan
Der Dynamische Masterplan basiert auf einem sorgsam ausbalancierten Konzept, vergleichbar mit dem Gleichgewicht eines Mobilés. Ziel ist es, einen ausgewogenen und „widerstandsfähigen“ Stadtteil zu entwickeln.
Der Rahmen gibt vor, wo Infrastrukturen wie Straßen, Leitungen oder Freiflächen des neuen Stadtteils angelegt werden. Die Regeln hingegen erlauben Flexibilität. Sie sind für unterschiedliche Themenbereiche definiert und variieren auch zwischen den unterschiedlichen Quartieren. In diesem Sinne wird zum Beispiel geregelt, dass die Dachflächen der Neubauten als Gründach, für die Installation von PV-Anlagen oder Aufenthaltsorte genutzt werden müssen; oder dass die Erdgeschosse entlang der Ringstraße (Parkway) schwerpunktmäßig für Gewerbeeinheiten vorgesehen sind. So wird die zukünftige Entwicklung des PHV nicht bis ins Detail festgelegt, sondern konkretisiert sich schrittweise im Laufe der zukünftigen Planungs- und Abwägungsprozesse. Durch Entwicklungsabschnitte in Phasen können Teilräume entstehen, die identitätsstiftende und funktionsfähige Nachbarschaften bilden. Im Unterschied zu Reißbrettplanungen bleibt der Gesamtentwurf des Dynamischen Masterplans deshalb flexibel.
Mehr Informationen im Dynamischen Masterplan, siehe Seite 116–120 und Seite 129–131
Der Dynamische Masterplan in Karten erklärt
- LEBENDIG
- VIELFÄLTIG
- GRÜN
- SELBSTVERSORGEND
- MULTI-MOBIL
- DIGITAL
- Grüner Finger (1)
- Grüner Rücken (2)
- Waldpark (3)
- Zentrum (4)
- Zentraler Park (5)
- Community Finger (6)
- Ringstraße | Parkway (7)
- Siedlungsrand (8)
- Nutzungsband A (orange): Wohnen, Leben und Lernen
- Nutzungsband B (grün): Wohnen, Leben und Experimentieren
- Nutzungsband C (blau): Entwickeln und Produzieren
- Innovationsfläche D1: (rot) Kommunikation und Treffpunkt
- Innovationsfläche E1: (türkis) Bildung, Wissenschaft, Handwerk, Sport
- Innovationsfläche E2: (türkis) Mobilität, Co-Working, Kreativität, Kultur
- Quartier D2/3 (grün): Campus, Park und See
- Quartiere A1/B1 (beige): Wohnen im Wald
- Innovationsanker: Automation und Digitalisierung (1)
- Innovationsfläche Zentrum: Kommunikation und Treffpunkt (2)
- Innovationsanker: Print und Vervielfaltigung (3)
- Innovationsanker: Konstruktion und Ressourcen (4)
- Innovationsanker: Medizin und Prävention (5)
- Innovationsfläche: Bildung und Wissenschaft, Kultur und Kreativwirtschaft, Sport (6)
- Innovationsfläche: Mobilität, Kreativität und Kultur (7)
- Haupt-Fahrradrouten (grüne Linien)
- Mobilitäts-Hubs (oranger Punkte)
- Zu Fuß (gelbe Linien)
- ÖPNV (violette Linie)
- Quartiersgaragen (rote Felder)
- Photovoltaik (PV)-Anlagen zwischen den Autobahnschleifen (1)
- Erdsondenfeld unter dem See (2)
- Energiezentrale mit Anschluss an Fernwärme (3)
Wechselwarmes Netz im Neubau; konventionelles Wärmenetz im Bestand; PV-Anlagen, Gründächer und soziale Dachflächen werden gemischt.
LEBENDIGE Quartiere
Wohnen und arbeiten, Wissenschaft und Handwerk, Bildung, Sport, Kultur und Kreativität – verschiedene Bedürfnisse und Bereiche des urbanen Lebens werden integriert gedacht und vernetzt.
Jedes der Quartiere im neuen Stadtteil PHV erhält durch unterschiedliche Qualitäten und Mischungsintensitäten seinen ganz eigenen Schwerpunkt. Dazu wird PHV in verschiedene Nutzungsbänder, Quartiere und, innerhalb der Quartiere, in Nachbarschaften unterteilt.
Die im Dynamischen Masterplan festgelegten Nutzungen definieren
– Räume für innovative Wohn-, Arbeits- und Lebensformen (Leben und Lernen)
– Räume für Wohnen und Arbeiten in bestehenden Bauten (Leben und Experimentieren)
– Unterschiedliche Arbeitsstätten von Wissenschaft, Handwerksbetrieben, urbanen Manufakturen, Start-Ups und digitalisierter Logistik (Entwickeln und Produzieren)
– Den Parkway (Ringstraße) mit urbanen Qualitäten und einen Park in der Mitte des Stadtteils
– Räume für Bildung, Wissen, Kultur und Kreativwirtschaft sowie Sport und Mobilität
Mehr Informationen im Dynamischen Masterplan, siehe Seite 28–47 und Seite 64–69
VIELFÄLTIGE Wohn-, Lebens- und Arbeitsformen
Die vielfältige Architektur berücksichtigt unterschiedliche Lebensentwürfe, Nutzungen und finanzielle Möglichkeiten.
Im PHV bleiben viele der charakteristischen Zeilenbauten im Zentrum erhalten und mischen sich unter abwechslungsreiche Neubauten. Die Mischung von Um-, An-, Über- und Neubauten ist auch kollektiven und individuellen neuen Wohnformen gewidmet.
Dabei wird mit kostengünstigen, nachhaltigen Baustoffen und flächensparenden Bau- und Wohnformen experimentiert. Hier ergibt sich das Potenzial, schnell Flächen zu nutzen, den Bestand zu ergänzen und zu verändern, so dass sich ein neuer, eigener urbaner Charakter entwickeln kann. „Innovationsanker“, die sich entlang des Zentrums am Parkway positionieren, stehen für innovative Nutzungskonzepte bereit und setzen Impulse für die weitere Entwicklung.
Mehr Informationen im Dynamischen Masterplan, siehe Seite 48–63
PHV wird GRÜN
PHV hat ein großes grünes Herz. Es reicht von den „Villen im Wald“ im Norden bis in den Süden rund um die Zeilenbauten und wird vom Parkway – der Ringstraße – umschlossen.
Im 3,75 Hektar weitläufigen Park in der Mitte von PHV befinden sich ein 1,5 Hektar großer See sowie Sport- und Spielflächen.
Der grüne Rücken entlang der Autobahn ist Ausgangspunkt der geplanten 50 Meter breiten Grünstreifen in der Ost-West Verbindung. Diese so genannten „grünen Finger“ sollen sich zu natürlichen Oasen mit üppiger Vegetation entwickeln. Sie bringen die Natur in die Stadt und haben mehrere Funktionen: Als Rückzugs- und Erholungszonen, als Lernräume und Spielflächen mit Wasser und Grün sowie als Frischluftschneisen und als Räume der Biotopvernetzung. Die grünen Ränder definieren die Fläche des PHV und bilden gleichzeitig den Übergang zur umliegenden Kulturlandschaft.
Mehr Informationen im Dynamischen Masterplan, siehe Seite 72–83
SELBSTVERSORGEND für das Klima
In einer nachhaltigen, klimafreundlichen Stadt sind Mehrfachnutzungen und Ressourcenkreisläufe wichtig.
Deshalb soll die direkte Beziehung der Menschen zu natürlichen Prozessen, Stoffkreisläufen, Nahrungsmitteln sowie zur Energieerzeugung im PHV hergestellt werden: Freiräume haben neben den Funktionen als Erholungsfläche und für Naturschutz große Bedeutung für die Produktion von Nahrungsmitteln und Energie sowie die Wasserbewirtschaftung. Mit dem Ziel einer CO2-neutralen Versorgung werden etwa Dächer und Gebäudefassaden für Photovoltaikanlagen und Begrünung genutzt.
Für den gesamten Stadtteil PHV wird Klimaneutralität im Sinne eines „Best-Energie Quartiers” angestrebt. Jedes Bauvorhaben muss zum Zeitpunkt seiner Planung den bestmöglichen Energiestandard erfüllen; dabei werden auch die graue Energie, Ressourcenschutz bei den Materialien oder CO2 reduziertes Bauen, etwa mit Holz, eingerechnet. So können unterschiedliche Gebäude entstehen, die alle dem Anspruch einer möglichst hohen Nachhaltigkeit entsprechen. Das Energiekonzept sieht einen geringen Energiebedarf, einen hohen Anteil im Quartier erzeugter erneuerbarer Energie und den Import von erneuerbarer Energie aus der Region vor. Die Kopplung unterschiedlicher Sektoren – wie z. B. Strom, Wärme, Mobilität – garantiert eine effiziente Nutzung. Durch die dichte, flächenoptimierte Bebauung wird die Ressource Boden im PHV geschont.
Mehr Informationen im Dynamischen Masterplan, siehe Seite 84–97
MULTI-MOBIL, umweltfreundlich und bedarfsgerecht
PHV wird eine Stadt der kurzen Wege mit Schwerpunkt auf umweltfreundlichen Verkehrsarten. Alle, die hier wohnen, leben und arbeiten, können ohne privaten Pkw komfortabel mobil sein.
Dafür sorgen vielfältige, autounabhängige Mobilitätsangebote: Neben der Straßenbahn, die für Fahrten in bzw. aus dem Stadtteil vorgesehen ist, wird das Fahrrad eine zentrale Rolle im PHV einnehmen. An Mobilitätsstationen stehen Leihräder, Lastenräder und weitere nachhaltige Mobilitätsangebote bereit. Das Befahren des Stadtteils mit dem Auto ist möglich, geparkt wird jedoch in Quartiersgaragen. Damit bleibt der öffentliche Raum autoarm und stellplatzfrei. Notwendige Pkw-Fahrten werden idealerweise mit geteilten Pkw (Carsharing) durchgeführt, die zur Verfügung stehen, so dass im PHV kein eigener Pkw benötigt wird.
Mehr Informationen im Dynamischen Masterplan, siehe Seite 98–105
DIGITALE Services zum Nutzen aller
Im Dynamischen Masterplan ist ein offener, nicht-kommerzieller und datensensibler Zugang vorgesehen.
Er sichert die Datenhoheit im Sinne des Allgemeinwohls, die als Grundsatzhaltung in der „Smart City Charta” des Bundes festgelegt ist. Damit auch ein weitgehend „analoges” Leben im digitalen Stadtteil PHV möglich ist, werden Serviceangebote für barrierefreie Teilhabe bereitgestellt. Das digitale Serviceangebot soll sukzessive und effizient ausgebaut werden.
Dazu wird die PHV-Service-App in die schon bestehende „Mein Heidelberg“ App eingebunden, mit der Services im PHV abgerufen werden können.
Beispiele für PHV-Services sind
– ÖPNV Services
– Buchung von Veranstaltungsräumen und Sportflächen
– Monitoring Apps für Informationen Umweltparameter
Mehr Informationen im Dynamischen Masterplan, siehe Seite 108–115